Tipps zum nachhaltigen Umgang mit Textilien

Schädliche Fast Fashion: Masse statt Klasse

Mit dem Aufkommen von Discount-Mode-Geschäften begann die „Ära der Billig-Mode“. Fast Fashion dominiert die Modeindustrie. Durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke wandern jedes Jahr in unseren Kleiderschrank. Billig produzierte Kleidung, umweltschädliche Kunstfasern, die Verwendung von giftigen Chemikalien und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen ermöglichen diese Entwicklung. Dies hat jedoch Folgen für Umwelt und Mensch:

Pro Kopf verursacht unser durchschnittlicher Konsum an Kleidung laut Umweltbundesamt einen Ausstoß von ca. 135 kg Treibhausgasen – so viel wie eine PKW-Fahrt vom Bodensee bis Flensburg.
Es braucht bis zu 805 Liter Wasser, um einen Pullover mit 90 % Baumwolle herzustellen – das entspricht sieben Badewannen.
Bis zu einem Kilo Chemikalien wird pro Kilo Textilien zur Veredelung genutzt, welche schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt haben können.
Hinzu kommen unsoziale Arbeitsbedingungen in vielen Produktionsländern.

Wir zeigen, was jeder tun kann, damit Kleidung mehr Wertschätzung erfährt und die Umwelt geschont wird.
Denn Jede und Jeder kann dazu beitragen, den Missständen entgegenzuwirken und die Umwelt weniger zu belasten – ohne dabei auf modebewusste Kleidung zu verzichten.

1. Auf Siegel achten

Wer beim Kauf von Kleidung auf empfohlene und unabhängige Siegel achtet, trägt dazu bei, dass höhere Löhne gezahlt werden, grundsätzlich bessere Sozialstandards zur Anwendung kommen und die Umwelt weniger belastet wird.

Achten Sie bei Baumwolltextilien auf Bio-Qualität. Bio-Qualität bedeutet in diesem konkreten Fall, dass die Baumwolle so angebaut wird, dass der Umwelt kein Schaden zugeführt wird.

Wichtig ist auch der Produktionsort von Kleidung. Wurde das Kleidungsstück in Asien produziert, wurden häufig schädliche oder gar giftige Chemikalien und Farbstoffe innerhalb des Produktionsprozesses verwendet.
 

Empfohlene Siegel sind: 

Mehr Informationen zu ausgewählten Siegeln finden Sie auf der Seite der Verbraucherzentrale.

Zur Verbraucherzentrale

2. Nachhaltige Naturmaterialien statt Kunstfaser

Die Verwendung von Polyester und anderen Kunstfasern in der Textilherstellung schadet der Umwelt erheblich. Die Kunstfasern zersetzen sich in immer kleinere Teile. Sind diese kleiner als fünf Millimeter sprechen wir von „Mikroplastik“. Gerade die Fast Fashion Industrie lebt von diesen Kunstfasern, weil sie besonders billig und einfach zu produzieren sind.
Synthetische Mikrofasern, zum Beispiel von Fleece-Kleidung, lösen sich in der Waschmaschine und landen in Flüssen und Meeren.
Laut Greenpeace sind es jährlich 500.000 Tonnen Mikroplastik, welche in unseren Meeren landen. 

Es gibt umweltfreundlichere Alternativen: Kleidung aus Leinen, Hanf, Lyocell (besteht aus holzbasierter Zellulose, Markenname Tencel) oder Bio-Baumwolle sind Rohstoffe, die als natürliche Fasern genutzt werden können. Die Naturfasern sind nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch angenehmer für die Haut und langlebiger als billige Synthetikfasern.

Für Funktionskleidung gibt es spezielle Waschbeutel, in denen die Mikrofaserabfälle beim Waschen einfach aufgefangen werden. Nach dem Waschen entleert man den Waschbeutel im Hausmüll. 

3. Regional produzierte Kleidung bevorzugen

Der Großteil unserer Kleidung wird in Asien produziert. Die Produktion ist dort günstiger auf Kosten der Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und der Umwelt. Es gibt aber auch immer mehr Modemarken, die diesem Trend nicht folgen. Sie produzieren in Europa und verwenden nachhaltige Materialien. Diese Kleidungsstücke sind meist teurer, dafür ist die Qualität oftmals besser. Und das Wichtigste: Umwelt und Mensch werden wertgeschätzt und beschützt.

Regionale oder lokale Produktion bedeutet, dass die Stoffe sowie die Kleidungsstücke selbst innerhalb einer möglichst kurzen Lieferkette hergestellt werden. Das verhindert lange Transportwege und reduziert die CO2-Emissionen.

4. Online gezielt auswählen

Online Shops verführen uns schnell zum Kauf. Es ist so einfach: Von der heimischen Couch kann das ganze Sortiment eingesehen werden. Der Kauf selbst dauert nur wenige Minuten oder sogar Sekunden. Das verleitet dazu, mehr zu bestellen, als ursprünglich geplant war. Ein kostenloser Rückversand unterstützt die Entscheidung zur Bestellung einer zweiten Größe. Was dabei häufig in Vergessenheit gerät: Für die meisten Händler ist die Einsortierung der Retoure in den aktuellen Bestand zu teuer. Retouren aus Online-Bestellungen landen nicht selten einfach im Müll, weil es für die Händler wirtschaftlicher ist. Unvorstellbar, aber wahr. Die Müllberge steigen und unsere Umwelt wird belastet. Laut Greenpeace werden in Deutschland jährlich 1,3 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt.

Ein hoher Anteil der weltweiten Kleidungsabfälle – darunter Neuware – landet in der Atacama Wüste in Chile. Jedes Jahr werden hier rund 36.000 Tonnen Kleidung aus der ganzen Welt abgeladen. Mehr Infos dazu hier.
Weitere Informationen dazu sind dem SWR-Beitrag „Dünen aus Kleidung, Darum landet Fast-Fashion in der Atacama-Wüste“ von Anne Herrberg zu entnehmen.

Unsere Bitte: Kleidung mehr wertschätzen, gerade beim Online-Shopping.

5. Second Hand kaufen oder verkaufen

Noch besser als Neuware zu kaufen, ist die Lebensdauer unserer Kleidungsstücke durch eine „zweite Chance“ zu verlängern. Das Stichwort lautet: Second-Hand.
Nutzen Sie örtliche Secondhand-Läden oder Gebraucht-Kaufhäuser, besuchen Sie Flohmärkte oder nutzen Sie Onlineportale.
Je länger Kleidungsstücke getragen werden, desto besser.

6. Trend Kleidertausch

Wenn Kleidung nicht mehr gefällt, heißt das nicht, dass sie anderen nicht gefällt. Hier lautet die Devise: Tauschen statt kaufen. Wer also kein Freund davon ist, Kleidung wegzuwerfen oder zu verkaufen, die noch tragbar und gut ist, kann seine Kleidung über Kleidertauschbörsen anbieten und hervorragende Tauschgeschäfte abschließen. Das Tauschen geht natürlich auch unter Freunden und Bekannten. Solche Kleiderpartys werden immer beliebter.

Wer keine Lust oder Zeit hat, direkt vor Ort zu tauschen, dem bietet das Internet einige Möglichkeiten, um Kleidung zu tauschen.

7. Mieten oder leihen statt kaufen

Für einmalige Anlässe wie Hochzeit oder Motto-Partys kann es sich lohnen, Kleidungsstücke zu mieten bzw. auszuleihen. Das reduziert die Menge im Kleiderschrank und ist gut für die Umwelt. Kleidungsstücke werden mehrfach getragen und haben somit eine längere Lebensdauer. Je weniger Kleidung neu produziert werden muss, desto besser.

8. Slow Fashion und Wertschätzung statt "Fast-Fashion-Victim“

Es muss nicht immer die neuste Kollektion sein. Am umweltfreundlichsten ist es, Kleidungsstücke „aufzutragen“, kleinere Schäden zu reparieren oder ausgemusterte Textilien zu neuen Kleidungsstücken zu machen. Stichwort „Upcycling“.
Wichtige Voraussetzung: Kaufen Sie dafür Kleidung, die gut verarbeitet ist. Ein langlebiges und gut verarbeitetes Kleidungsstück ist meist teurer als Billigware. Doch das längere Tragen erspart den Kauf von neuen Billigteilen, die nach kurzer Zeit bzw. wenigen Wäschen oft nicht mehr tragbar sind.

Frei nach dem Motto: „Buy less, buy better“.

9. Schonende Pflege erhöht die Lebensdauer

Richtiges Waschen gemäß den Pflegehinweisen am Etikett und den richtigen Waschmitteln verlängert die Lebensdauer eines Textils. Generell sollte der Umgang mit der Kleidung umgedacht werden: Nicht nach jedem Mal tragen muss gewaschen werden. Um Gerüche zu vertreiben, genügt das Auslüften der Kleidung an der frischen Luft.
Wenn dann doch das Waschen notwendig ist, sollte auf folgendes geachtet werden, um die Fasern der Textilien zu schonen und damit die Lebensdauer zu verlängern:
 

  • Bei niedrigen Temperaturen waschen: In der Regel genügen 30° C, um die Textilien zu reinigen. In Abständen kann heißer (40 – 60° C) gewaschen werden.
  • Kleine Flecken punktuell mit der Hand entfernen
  • An der Luft trocknen, anstatt den Trockner zu benutzen (spart auch Energie)
  • Bei leichten Gerüchen: Auslüften statt Waschen

10. Nicht (mehr) getragene Kleidung an Organisationen weitergeben

Mit der eigenen Kleidung kann auch Gutes getan werden: Finden Sie keinen Gefallen mehr an der Kleidung oder passt sie nicht mehr? Gemeinnützige Organisationen freuen sich über jedes Geschenk. Auch Flüchtlingsinitiativen nehmen gut erhaltene Kleidung zur Weitergabe an.

Neuerdings gibt es kostenlose Kleiderschränke im öffentlichen Raum. Durch diese kann jeder gut erhaltene Kleidung weitergeben. Das ist doppelt gut: Bedürftigen wird geholfen und die Lebensdauer der Kleidung wird verlängert.
 

11. Kleidung korrekt entsorgen

Gibt es für Kleidungsstücke keinen Nutzen mehr, weil sie nicht mehr zu reparieren oder Flecken zu hartnäckig sind, wird Kleidung entsorgt. Dabei ist das richtige Entsorgen wichtig: Kleidung gehört in den Altkleidercontainer.
 
Nachdem die Kleidungsstücke im Altkleidercontainer landen, werden sie nach der Entleerung in regionale Sortierbetriebe entladen. Die Erlöse aus dem Weiterverkauf an Sortierbetriebe werden an soziale Organisationen gespendet, sofern es sich um einen gemeinnützigen Container handelt. In den Sortierbetrieben wird die Kleidung – wie es der Name vermuten lässt – nach Qualität und „Sorte“ sortiert. Gut erhaltene Kleidung wird zum Verkauf oder als Spende weitergegeben, der Rest wird recycelt oder verbrannt.
 

Europäische Woche der Abfallvermeidung zum Thema nachhaltiger Textilkonsum

Im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung 2022 vom 19. bis 27. November veröffentlichen wir gemeinsam mit dem Landkreis Karlsruhe auf den Social Media Kanälen des Landkreises täglich Informationen, Tipps und Tricks Tipps für einen langfristigen und nachhaltigen Textilkonsum.

Hier gehts zur Webseite der Europäischen Woche der Abfallvermeidung


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